Taktik Grundlagen
Tennis Taktik für Anfänger
Tennis Taktik für Anfänger
Bei jedem Tennisschlag triffst du eine taktische Entscheidung – wohin spiele ich den Tennisball zurück? Spiele ich den Ball sicher ins Feld oder erhöhe ich das Tempo, um den Gegner ans Laufen zu bekommen? Greife ich ans Netz an oder bleibe ich lieber hinten? Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten den Punkt zu gewinnen.
Viele Tennisspieler haben eine erstklassige Technik entwickelt, aber ihr taktisches Verständnis ist trotzdem häufig noch auf Anfängerniveau, was ihre Fähigkeit zur vollen Entfaltung ihres Potenzials einschränken kann. Daher sollten Tennisanfänger bereits im Prozess des Erlernens der Tennis-Schlagtechnik erste taktische Grundzüge vermittelt bekommen, um von Anfang an ein solides Fundament sowohl in technischer als auch strategischer Hinsicht aufzubauen.
Nachfolgend erklären wir Tennisanfängern die wichtigsten taktischen Tennisgrundlagen, sodass du keine unnötigen Tennisspiele verlierst.
1. Warum ist die Taktik so wichtig?
Die Taktik ist auf dem Tennisplatz zweifellos von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Tennisspiele für sich zu entscheiden. Jeder Punktgewinn kann auf verschiedene Arten erzielt werden: sei es durch einen beeindruckenden Winner, also einen Schlag, den der Gegner nicht erreichen kann, durch geschickt erzwungene Fehler des Gegners oder sogar durch nicht erzwungene Fehler seitens des Gegners.
Interessanterweise werden die meisten Tennispunkte tatsächlich durch erzwungene Fehler des Gegners gewonnen, anstatt durch beeindruckende Winner. Diese Erkenntnis mag auf den ersten Blick überraschen, besonders wenn man bedenkt, dass in den Videos von Tennisprofis oft die Punkte gezeigt werden, die mit spektakulären Winner abgeschlossen werden. Auch im Training liegt oft ein starker Fokus auf dem Üben von Winner-Schlägen.
Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass die Betonung auf erzwungenen Fehlern in der Taktik darauf hinweist, wie das Spiel strategisch angegangen werden sollte. Durch geschicktes Platzieren des Balls, Variation der Schlaggeschwindigkeiten und -richtungen sowie durch Aufbau von Druck auf den Gegner kann man seine Wahrscheinlichkeit erhöhen, erzwungene Fehler des Gegners zu provozieren. Dies erfordert oft weniger Risiko als das ständige Streben nach Winner, was auch ein höheres Fehlerpotenzial mit sich bringt.
Natürlich sind Winner weiterhin beeindruckend und können den Verlauf eines Spiels maßgeblich beeinflussen. Dennoch zeigt die Betonung der taktischen Bedeutung erzwungener Fehler, dass das Tennisspiel weit mehr als nur die technische Brillanz der Spieler umfasst – es geht darum, kluge Entscheidungen auf dem Platz zu treffen, um die eigenen Stärken zu nutzen und die Schwächen des Gegners auszunutzen.
Nachfolgend beschreiben wir die 5 taktischen Grundzüge:
a) Sicherheit
Die einfachste Art den Punkt zu verlieren ist einen nicht erzwungenen Fehler zu produzieren, wo der Tennisball ohne Bedrängnis ins Netz oder Aus gespielt wird. Um dies zu verhindern sollte die Sicherheit der eigenen Tennisschlägen erhöht werden.
Dazu gehört zum Beispiel, dass der Ball höher über das Netz gespielt wird, um einen Fehler zu vermeiden und mehr Zeit zu haben sich wieder richtig im Spielfeld zu positionieren.
b) Länge
Zusätzlich ist die Länge der eigenen Schläge entscheidend. Je länger der Ball gespielt wird umso schwieriger ist es für die Gegner ans Netz anzugreifen. Tennisanfänger sollten daher versuchen mindestens immer hinter die T-Linie des Tennisplatzes zu spielen.
Gleichzeitig ist es für Tennisspieler, die weit hinter der Grundlinie stehen, schwierig einen Stoppball zu erlaufen.
c) Richtung
Viele Tennisspieler sind insbesondere aus dem Stand sehr ballsicher und machen fast keine Fehler. Mit einem Richtungswechsel wird der Gegner ins Laufen gebracht und kann so zu Fehlern aus dem Laufen gezwungen werden.
Gleichzeitig wird der Gegner konditionell mehr gefordert, sodass insbesondere bei sonnigen Temperaturen der Gegner viel Energie verbraucht. Sowohl auf Tennisturnieren und Medenspielen sehen wir häufig Spieler mit konditionellen Problemen.
d) Geschwindigkeit
Wir sehen häufig, dass die Geschwindigkeit von Tennisschlägen überbewertet wird. Es wird immer fester auf den Tennisball geschlagen und sehr viel Energie vergebens eingesetzt.
Die Kunst ist es die Geschwindigkeit bei einer aussichtsreichen Position zu erhöhen, aber nicht dauerhaft mit voller Geschwindigkeit den Tennisball über das Netz zu dreschen.
e) Variabilität
Fortgeschrittene Tennisspieler spielen deutlich variabler und haben mehr Tennisschläge in ihrem Repertoire.
Wichtig ist, dass die Reihenfolge der taktischen Grundzüge von Sicherheit, Länge, Richtung, Geschwindigkeit und Variabilität eingehalten wird. Ist keine Sicherheit vorhanden werden Richtungs- oder Geschwindigkeitswechsel schwierig bis unmöglich werden.
Schätze daher realistisch ein auf welcher taktischen Stufe der Grundzüge du dich befindest, damit du in den verschiedenen Spielsituationen die richtige taktische Entscheidung triffst.
2. Positionierung – Bewegung ohne Tennisball
Auf die Frage, wohin sich Tennisspieler nach dem Schlag eines Tennisballs bewegen sollten, hören wir oft die Antwort „in die Spielfeldmitte“. Allerdings ist diese Antwort nicht vollständig korrekt.
Tatsächlich sollte sich ein Tennisspieler in Abhängigkeit von den möglichen Flugbahnen des Tennisballs seines Gegners positionieren. Das bedeutet, dass die optimale Bewegung entlang der Winkelhalbierenden der erwarteten Ballflugbahn erfolgen sollte.
Indem sich ein Spieler entlang der Winkelhalbierenden positioniert, maximiert er seine Chancen, den kommenden Ball optimal zu erreichen. Diese taktische Entscheidung berücksichtigt Faktoren wie die Platzierung des gegnerischen Schlags, die Art des Schlags (beispielsweise Vorhand oder Rückhand) und die individuellen Stärken und Schwächen beider Spieler.
Die Winkelhalbierende bietet dem Spieler mehr Flexibilität, um auf verschiedene Ballflugbahnen zu reagieren, anstatt sich auf eine bestimmte Spielfeldposition festzulegen. Dies erlaubt es dem Spieler, besser auf unerwartete Bälle zu reagieren und gleichzeitig optimale Positionen für den nächsten Schlag einzunehmen.
In der nachfolgenden Grafik wird deutlich, dass die gestrichelte eingezeichnete Winkelhalbieren nicht gleich der Spielfeldmitte ist, sondern man sich weiter nach rechts bewegen sollte.
3. Kenne deine Tennisstärken und -schwächen
Jeder Tennisspieler hat Schläge bei denen mehr Routine drin ist als bei anderen Schlägen. Bei Tennisanfängern ist die Vorhand häufig ein wenig stärker als die Rückhand.
Wichtig ist, dass jedem Tennisschläger die eigenen Stärken und Schwächen bewusst sind, denn nur so können diese zum eigenen Vorteil ausgespielt werden. Nachfolgend drei Beispiele:
a) Vorhand ist besser als Rückhand
Wenn die eigene Vorhand stärker als die Rückhand ist sollte man versuchen mehr Vorhände als Rückhände zu spielen.
So kann man sich beispielsweise bei der Positionierung ohne Ball nicht genau auf die Winkelhalbierende zu bewegen, sondern sich ein wenig mehr in die Rückhandseite zu stellen, sodass den Gegnern die Vorhandseite angeboten wird und häufiger dorthin gespielt wird.
Gleichzeitig kann die Rückhandseite leichter umlaufen werden und insbesondere aus dem Umkreis der Winkelhalbierenden jeder Ball mit der Vorhand gespielt werden.
b) Solide Grundschläge, aber schwacher Volley
Wenn die Tennis Grundschläge deutlich besser als die Volleys sind sollte man versuchen möglichst wenig Volleys zu spielen.
Wenn der Gegner zu kurz wird oder einen Stoppball spielt muss man zwangsweise ans Netz vorrücken, aber es bietet sich die Möglichkeit an den letzten Grundschlag vor einem potenziellen Volley mit mehr Risiko – Richtungswechsel oder erhöhter Geschwindigkeit – zu spielen, sodass der Volley vermieden oder – sollten die Gegner den Ball noch zurückbringen – sehr einfach wird.
c) Starker erster Aufschlag, aber schwacher zweiter Aufschlag
Wenn der erste Aufschlag sehr solide ist, aber der zweite Aufschlag häufig zu einem Doppelfehler führt sollte man versuchen möglichst wenige zweite Aufschläge zu spielen.
Versuche daher das Tempo beim ersten Aufschlag bereits ein wenig herauszunehmen um die Aufschlagquote zu erhöhen und den zweiten Aufschlag gar nicht erst spielen zu müssen. So mag der starke erste Aufschlag ein wenig an der Schlagkraft verlieren, aber Doppelfehler werden vermieden.
Wie du anhand den Beispielen merkst können die eigenen Stärken und Schwächen auf dem Tennisplatz und insbesondere bei Tennisturnieren und Medenspielen bewusst eingesetzt werden, um erfolgreich zu sein.
4. Wie sind die Tagesform und die äußeren Bedingungen?
Jeder kennt es an manchen Tagen mag auf dem Tennisplatz einfach Alles und an manchen Tag mag einfach Nichts gelingen.
Wichtig ist, dass man frühzeitig erkennt, treffe ich den Ball heute sauber oder bin ich bereits beim Warmspielen häufig zu spät am Ball und habe nicht das nötige Ballgefühl.
Neben der eigenen Tagesform spielen die äußeren Bedingungen eine Rolle. Wie gehe ich am besten mit Wind um? Springen die Bälle aufgrund von Tagen ohne Regen ungewöhnlich hoch ab?
Dann weiß man, dass heute ein Tag zum Durchbeißen ist, aber evtl. findet man auch im Laufe des Tennismatch wieder das Ballgefühl.
Die eigene Taktik sollte dementsprechend angepasst werden, sodass bei ungünstigen Bedingungen eher auf Sicherheit und zur Vermeidung von Fehlern gespielt werden, wohingegen bei idealen Bedingungen die Geschwindigkeit und die Variabilität gesteigert werden kann.
5. Zusammenfassung und Fazit
Bei jedem Tennisschlag werden taktische Entscheidungen getroffen. Gut gewählte Entscheidungen können dich in eine vorteilhafte Position für den nächsten Schlag bringen – unvorteilhafte logischerweise auch in Bedrängnis.
Für Tennisanfänger ist es wichtig sich über die taktischen Grundlagen des Tennisspiels bewusst zu sein und darauf frühzeitig zu achten, sodass potenzielle Schwächen kompensiert werden können.
Gleichzeitig hat jeder Tennisspieler mal einen guten oder schlechten Tag, genauso sind die äußeren Bedingungen mal eher Vorteil- oder Nachteilhaft. Dies bei jedem Spielen zu erkennen und entsprechend zu reagieren ist die große Kunst.
Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren erster taktischer Grundzüge auf dem Tennisplatz.